Das Buch trägt aber auch einen Untertitel, „unterwegs zwischen Kontinenten“, und mit dem weist Imke Müller-Hellmann schon ein bisschen auf das hin, für das ihre Bücher auch bekannt sind: auf das Aufgreifen gesellschaftlich relevanter und aktueller Themen. War es bei „Leute machen Kleider“ das komplexe System der globalen Textilindustrie, sind es bei „Der Zug der Mauersegler – unterwegs zwischen Kontinenten“ die Themen wie Migration und (De-) Kolonialisierung. Dabei geht sie manche Straßen an ihrem Wohnort Bremen ab und beleuchtet ihre historisch verbrieften Namen, die nicht selten auf koloniale Vergangenheiten hinweisen; manches beschreibt sie sogar aus der Vogelperspektive und gibt dem Buch damit eine fantastische Note, und auch Orte wie Gehrde spielen eine Rolle und bekommen für den fremden Lesenden eine nicht nur vogelkundliche Bedeutung.
Imke Müller-Hellmann jedenfalls gehört zweifellos zu den Menschen, die mehr als nur laienhaft in den Himmel gucken; und so viel Expertise sie vom „Vögel beobachten“ mitbringt, so viel Menschenkenntnis hat sie dank ihrer Beobachtungsgabe auch hinsichtlich unserer Gesellschaft.
Sehr lesenswert!
M.M.
* Und diese Zeit ist exakt definiert. Mauersegler brüten in unseren Breitengraden von Mai bis August und ziehen nach Beendigung ihrer Brutzeit nach Süden. Sie ziehen nach Afrika, wo das Ziel nicht immer definiert ist, aber klar ist: Sie kommen jedes Jahr zu ihrer Brutstätte zurück, zum selben Dach, zum selben Brutkasten oder selben Bruthöhle.