Klima|x

von Andreas Malm

„Wie kam es, dass die Staaten des Globalen Nordens auf das Coronavirus reagiert haben, nicht aber auf die Klimakrise?“ (Malm, 2020, S. 23).

Das ist eine der Kernfragen in Andreas Malms Essay „Klima|x“, welches 2020 beim Matthes & Seitz Berlin-Verlag erschienen ist. Was der deutsche Titel noch nicht verrät, aber durch den Originaltitel deutlich wird: „Corona, Climate, Chronic Emergency. War Communism in the Twenty-First Century“. Andreas Malm beschreibt eindrücklich in den drei Teilen des Buches, wie durch unser Verhalten im Globalen Norden es zu großen Pandemien, wie die Corona-Pandemie, kommt. Dabei betrachtet er den Kapitalismus, das Klima, unser Verhalten und unsere Gewohnheiten, die alle auf eine Weise Einfluss auf die Pandemie haben. Beginnend  mit unserem Verhalten und Konsum, die hauptsächlich die Natur im Globalen Süden zerstören. Es werden für uns Regenwälder zerstört, Lebensräume von Wildtieren vereinnahmt und zugepflastert oder Monokulturen geschaffen.

Virale Pandemien wie die Corona-Pandemie werden hauptsächlich von Tieren, wie Fledermäuse, auf Menschen übertragen. Dieser Mechanismus wird „zoonotischer Spillover“ genannt. Die Fledermäuse übertragen schließlich das Virus auf andere Wirt*innen oder den Menschen. Der Mensch dient schließlich als Verteiler, was in einer globalisierten Welt rasant vonstattengeht. Es wird im Buch zudem deutlich gemacht, weshalb der Globale Norden, am Anfang der Pandemie, mehr Coronafälle zählt, als der Globale Süden. Grund dafür ist der Handel und die Globalisierung, die meistens Globalen Norden stattfinden und nicht im Globalen Süden.

Zu Andreas Malms zentrale These des Essays, die Corona-Pandemie würde stärker vom Globalen Norden bekämpft werden als die Klimakrise, hat er folgende Erklärung: Bei der Klimakrise spüren wir im Norden noch nicht so heftig die Auswirkungen. Bei der Corona-Pandemie war und ist das anders: Das Virus breitete sich rasanter im Globalen Norden aus als im Süden. Den Wirtschaften drohte der Stillstand. Die Pandemie wurde von einigen Politiker*innen als ein Krieg gegen ein Virus bezeichnet, das die Bevölkerung in Alarmbereitschaft brachte. Bei der Klimakrise verspürt der Globale Norden jedoch noch nicht so eine Dringlichkeit, diese zu behandeln, bzw. zu bekämpfen, da man nur indirekt betroffen ist.

Auch wenn Andreas Malm mit seinen Thesen und Annahmen bei manchen etwas provokant rüberkommt, braucht es diese Annahmen, damit wir im Globalen Norden die Klimakrise und ihre Ursachen genauso bekämpfen, wie die Corona-Pandemie, und nicht nur die Symptome.

 

Matthes & Seitz Berlin, 2020, 263, ISBN: 978-3-7518-0307-6

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(Bericht: J.N.)

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