von Laetitia Colombani
„Der Zopf“ von Laetitia Colombani erschien 2017 beim Fischer Verlag und handelt von drei mutigen Frauen, die zwar in völlig unterschiedlichen Lebensrealitäten leben, verschiedene Schicksalsschläge durchmachen und trotzdem auf eine besondere Weise miteinander verbunden sind.
Smita lebt in Badlapur, Indien, mit ihrer Tochter und ihrem Mann. Sie gehören den Dalits an – der untersten Gruppe des hinduistischen Gesellschaftssystems. Dalits gelten als unberührbar und unrein. Sie dürfen nicht zur Schule gehen, leben abseits der restlichen Gesellschaft, außerhalb der Städte, unter unmenschlichen und prekären Bedingungen. Smitas Beruf besteht darin, die Fäkalien der Jat-Familien mit bloßen Händen zu beseitigen. Sie verabscheut dieses Leben zutiefst und will es ihrer Tochter ersparen. Deshalb hat sie es geschafft, ihre Tochter in die Schule zu schicken. Doch als diese dort vom Lehrer geschlagen wird, fasst Smita den Entschluss, das Dorf zu verlassen und vor der Unterdrückung in die Stadt zu fliehen – um ihrer Tochter bessere Chancen zu ermöglichen. Dieser Entschluss ist riskant und kann gefährliche, sogar tödliche Folgen haben. Denn in Indien werden jährlich immer noch zwei Millionen Frauen getötet und unzählige vergewaltigt – weil sie aus dem unterdrückenden System ausbrechen wollen, weil Männer in ihrer Familie Fehler begehen oder einfach nur, weil sie Frauen sind.